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Montag, 18. August 2014

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Decker - Orgas

verlag:	Franz Decker Verlag Nachf. Gmbh.
ort:	7012 Schmiden bei Stuttgart [später Fellbach-Schmiden bzw. Fellbach]
zeitraum:	1971 - 1975
bände:	100+ (1 - 100 {hbn})
verfasser:	verschiedene
notizen:	Zu Beginn der 1970er Jahre versuchten in Deutschland verschiedene Verlage mit erotischen (richtiger: pornographischen) Taschenbüchern eine Marktlücke zu schliessen. Auf den Verkaufsständern einiger Kioske und vor allem der Bahnhofsbuchhandlungen fanden sich zahlreiche einschlägige Publikationen, deren Titelbilder meistens Fotos unbekleideter Damen zierten. Zum Schutz vor den neugierigen Händen und Augen von Kindern und Jugendlichen - für die eine solche Literatur ja nicht gedacht war (also sollten SIE hier auch nicht weiterlesen - das war der notwendige Jugendschutzhinweis !) - waren die Bücher in Folie eingeschweißt. Zu diesen Verlagen gehörte auch der Franz Decker Verlag Nachf. aus dem baden-wüttembergischen Schmiden (später Fellbach-Schmiden bzw. Fellbach), in dem die Reihen Orgas (ab 1971) und Sexer (ab 1970) veröffentlicht wurden. "Bislang sind mehr als drei Dutzend [...] erschienen, mit einer Durchschnittsauflage von 34000 Exemplaren. Seit kurzem bringt Decker überdies eine neue Reihe 'Amora' heraus: Porno-Romane im 'Lore'-Format mit dem Untertitel 'Zärtlicher Sex für Sie'. Monatlich erscheinen zwei Titel mit je 100 000 Exemplaren zum Preis von 1,50 Mark. Der Decker-Verlag gehört zum Schäfer-Konzern in Schmiden bei Stuttgart, der neben Pharmazeutika ('Eß-Bremse') auch Haarwuchsmittel, Kosmetika und Schuhe herstellt. Decker-Geschäftsführer Hermann Spethmann über die Perspektiven des Porno-Buches: 'Teure Sachen haben keine Zukunft mehr. Nur Taschenbücher haben eine Chance.'" (vgl.: DER SPIEGEL 45/1971 vom 01.11.1971: Porno-Markt: Frau Saubermann an der Spitze) Von Orgas erschienen bis 1975 mindestens 100 Bände, für die man zunächst 4,95 DM später 6,00 DM und schließlich 6,95 DM auf die Ladentheke legen musste. Die Bücher hatten eine einheitliche Aufmachung, einen durchschnittlichen Umfang von knapp 160 Seiten und stammten zumeist aus den Federn deutschsprachiger und amerikanischer Autoren. Bei den Übersetzungen griffen die Verantwortlichen bei Decker auf US-Titel der Reihen/Verlage 'Greenleaf Classics', Midwood oder Beeline zurück. Genreüblich erschienen die meisten Titel pseudonym. Viele Pseudonyme sind nicht 'geknackt' - hinter dem Namen Wolfgang Kolberg verbirgt sich Wolfgang Fechtner, J.H. Andreas ist Hans-Joachim von Koblinski, ein sehr produktiver Autor von Unterhaltungsromanen und der als Übersetzer auftretende Ernst Heyda schrieb auch unter dem Namen Ernst Walter. Der gleichermassen nicht unbekannte Dietrich Köhr tritt hier als Bearbeiter eines Bandes auf. Zudem ist ein weiterer Band in ORGAS-Aufmachung aber ohne Bandnummer bekannt. Das sprachliche und literarische Niveau der Texte bleibt niedrig. Es sind im Prinzip die immer gleichen Schilderungen von sexuellen Akten, deren eindeutige Sprache die Phantasie der (wohl überwiegend männlichen) Leser anregen sollte. Mitte der 1970er Jahre wurde diese Funktion der sogenannten 'Erwachsenenliteratur' dann vielfach durch die leichte Verfügbarkeit pornographischer Filme (Videos) von audiovisuellen Medien übernommen. Die zunehmende Verbreitung privater Videorecorder dürfte mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass Buchreihen wie Orgas eine Marginalie auf dem deutschen Taschenbuchmarkt blieben und heute vergleichbare Publikationen nur noch in Sexshops erhältlich sind.